Sprungbereitschaft

Einige von uns versuchten es tatsächlich. Konzentrierten sich auf ein Thema. Auf eine Realität.

Diese konnte man als so etwas wie Experten betrachten.

Aber die meisten schafften das niemals.

Was auch nicht weiter schlimm war – sie führten ein gleichmäßigeres Leben als wir.

Und dann gab es noch den Rest: uns.

Egal, was man sich vornahm: Irgendwann sprangen wir alle.

Manchmal ist es die Neugier.

Meistens aus Langeweile.

Zuerst machte es fast allen Spaß.

Das ist vollkommen normal.

Denn es ist neu – und komplett anders als alles, was man aus der „normalen“ Welt zuvor konnte. Und plötzlich kann man nicht nur auf der Arbeit springen, sondern zwischen Welten. Oder Realitäten.

Ich war da keine Ausnahme.

Ich gehörte zu denen, die unfreiwillig einfach sprangen – und erst hinterher erfuhren, was ich da eigentlich gemacht hatte.

Am Anfang war es lustig gewesen.

Spannend.

Aufregend.

So war es immer am Anfang…

Bis dann irgendwann die Identitätskrise kam.

Wer sich darüber wundert: Stellt euch vor, ihr wechselt ständig zwischen unterschiedlichen Realitäten. Ich meine das nicht einmal wörtlich, sondern eher psychisch-mental.

Stellt euch vor, ihr wechselt ständig eure religiösen Ansichten.

Nicht im Verlauf des Lebens: Sondern mehrfach am Tag.

Zum Teil mehrfach die Stunde.

Am Anfang macht das echt Spaß.

Und dann…

… war man schlagartig wieder in der Realität.

Mit allem, was zu einem selbst gehörte.

Was man verdrängt hatte.

Liegen gelassen hatte.

Was man getan hatte, ohne es zu bemerken.

Und das war wohl die schlimmste Liste von allen.

Wer das einmal erlebt hatte…

…der begann alles, was hier erzählt wurde, einfach blind zu glauben.

Denn das war deutlich einfacher, als sich damit ernsthaft auseinanderzusetzen.

Oder darüber nachzudenken, was man in diesem Zustand alles angerichtet hatte.

Glaubt mir: Das ist der unschönste Teil von Sprüngen.

Aber nach und nach stabiliserte man sich.

Das Santorium war eine gute Unterstützung dabei.

Vor allem Psy und Jorah.

Sie machten einen echt guten Job.

Ich habe keine Ahnung, wo wir ohne sie wären…

Sobald man sich vom ersten Schock erholt hatte, ging es weiter.

Wir mussten nicht.

Keiner zwang und dazu.

Wir entschieden uns freiwillig.

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