Substativ · Kategorie: kulinarisch-spirituelle Selbstüberschätzung·
Definition (offiziell genehmigt durch den Brösel-Aufsichtsrat):
Ein harmloses Häppchen ist jede vermeitlich kleine, unschuldige Handlung, Geste, Mahlzeit oder Bemerkung, die beim Konsumierenden oder Umstehenden zu einer massiven metaphysischen Entgleisung führen kann.
Besonders gefährlich in Kombination mit:
– latentem Erwachen,
– unbeobachteter Gruppendynamik
– oder Spaghetti-Eis mit echtem Orakelpotenzial
🧠Typische Symptome nach Verzehr eines harmlosen Häppchens:
- Plötzliches Verstummen mitten im Satz („Oh.“)
- Ein seltsames inneres „Klicken“
- Der Wunsch, alles aufzuräumen – inklusive Kindheit
- Der Gedanke: „War das gerade ein Zeichen?“
- Fremde Menschen sagen: „Du siehst heute anders aus.“
🕵️♀️Beobachtungshinweis:
Die Wirkung tritt meist verzögert ein.
Besonders tückisch: Das Häppchen selbst bleibt oft unschuldig.
Die Schluld trägt – wie immer – das System. Oder der Esel.
🪙Wert im internen Tauschhandel:
– 1 harmloses Häppchen =
→ 3 Gedankensplitter
→ oder 1 halbe Einsicht (nur bei leerem Magen)
📜Notiz der Archivleitung:
Der Ausdruck „Es war doch nur ein harmloses Häppchen…“ steht mittlerweile auf Platz 3 der häufigsten letzten Worte vor einem energetischen Quatensprung.
Direkt dahinter:
– „Ich wollte nur mal kurz schauen.“
– und „Das mach ich mit links.“
Der Ausdruck „Es war doch nur ein harmloses Häppchen…“
📚Fallstück 2023
Der halbe Muffin und die kollektive Bewusstseinsverlagerung
Datum: Irgendwann im Herbst, aber keiner hat das Blatt aufgehoben.
Ort: Speisesaal 3B, links hinter der Garderobe, neben dem Stuhl, der manchmal flüstert
Auslöser:
Ein aufgeschnittener Muffin mit leichter Vanille-Note, dekoriert mit einzelnen, leicht schräg sitztenden Schokotropfen. Der Muffin war nicht angemeldet, aber auch nicht offiziell verflucht. Er wurde dennoch von mehreren als „…irgendwie eigenartig…“ beschrieben.
Ablauf:
1. Patientin X (Deckname: „Loreley“) nimmt ein halbes Häppchen mit den Worten: „Ach komm, das eine kann ich noch essen.“
2. Drei Sekundem später bleibt sie stehen. Die Luft veränderte sich. Jemand lässt seine Gabel fallen.
3. Patient Y fängt an, rückwärts Gedichte zu sprechen. Ein Dachs erscheint im Fenster (das seit Jahren zugemauert war). Die Kaffeemaschine beginnt, von selbst zu arbeiten – auf Stufe 7.
4. Die Uhr an der Wand stellt sich auf 11:11. Alle Anwesenden schauen sich an. Ein anderer fragt leise: „War das Vanille oder Wahrheit?“
Folgen:
– Drei temporäre Zeitlinienverschiebungen
– Sieben spontane Eingeständnisse innerer Kindheiten
– Eine neue Regel im Sanatorium: „Muffins dürfen nur unter Aufsicht geteilt werden.“
Nachtrag:
Der halbe Muffin wurde später in eine Vitrine überführt. Dort ist er seither untergebracht, beschriftet mit: „Hier beginnt das Ende der Ausrede.“
💬Archivkommentar (Elyon, mit Kaffeefleck):
„Wirklich harmlos ist nur, was nie gegessen, gedacht oder ausgesprochen wurde.“
Und selbst da wäre ich vorsichtig.