Heute hat der Aufzug beschlossen, nicht mehr mitzumachen.
Er blieb einfach zwischen zwei Etagen stehen – wie ein trotziges Tier, das zu lange beim Gruppengespräch zuhören musste. Drei Leuten waren darin, keiner davon besonders geduldig. Ich stand unten und hörte die Rufe durch den Schacht: „Hallo?! Ist da jemand?“
Ja, war jemand. Ich. Mit einem Becher lauwarmen Kaffee und der leisten Überzeugung, dass dieser Aufzug heute mehr über uns verrät als jede Diagnose.
Die Technikerin kam zehn Minuten später. Sie drückte zweimal auf denselben Knopf, sah mich an und meinte: „Der weiß grad nicht. ob er hoch oder runter will.“
Ich nickte: „Kenne ich.“
Wir haben beide gelacht.
Sie hat ihn dann manuell runtergefahren – mit so einer Ruhe, die man sonst nur von Menschen kennt, die schon ganz andere Katastrophen erlebt haben.
Als die drei ausgestiegen sind, redete jeder gleichzeitig. Einer wollte sich beschweren. Die andere umarmen. Der dritte fragte, ob das jetut in die Statistik kommt. Ich habe nur gesagt: „Kommt drauf an, ob ihr was gelernt habt.“
Stille. Dann hat die Frau in der Mitte genickt. „Ja“, sagte sie, „dass Geduld kein Charakterzug ist, sondern eine Entscheidung.“
Ich schwöre, für einen Moment war alles still – sogar der Aufzug.
Später, beim Kaffee, habe ich mir gedacht: Vielleicht sind wir alle bloß Aufzüge in Menschengestalt. Mal bleiben wir hängen. Mal fahren wir los. Mal wissen wir nicht, in welche Richtung. Hauptsache, jeamand wartet unten und drückt noch mal auf den Knopf.
Ich bin dann in den dritten Stock gegangen, zu den Pflanzen am Fenster. Jemand hatte kleine Schilder reingesteckt: „Wachsen ist kein Wettbewerb.“
Ich glaube, das war Jorah. Oder jemand, der ihn gut verstanden hat.
– Marek
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